Erfolg durch Open Source in der Industrie
Als 1995 die Linux Version 1.0 veröffentlicht wurde, gab es den Begriff Open Source noch gar nicht. Quelloffene Software war unter dem Begriff Freie Software bekannt – beziehungsweise eher unbekannt. Auf einem Kongress am Rande der IFA 2011, konnte man von einem Vertreter eines großen deutschen Automobilherstellers hören, dass die hauseigene Entwicklung des im Internet vernetzten Automobils ohne Open Source gar nicht möglich gewesen wäre. Der Entwicklungsaufwand wäre zu hoch gewesen.
Hier zeigt sich eine Änderung in der Einstellung zu Open Source auch in traditionelleren Industriezweigen, die eins der größten Unternehmen im Bereich Computer- und Betriebssysteme bereits zur Jahrtausendwende vollzogen hat. Das Unternehmen ersetzte sein rein proprietäres Betriebssystem, das es seit 1984 gepflegt hatte, durch ein neues System auf Basis eines Open Source BSD-Unix. Und mit diesem Schritt gelang dem Unternehmen die Rückkehr in die Gewinnzone, auch wenn vielen Benutzern der Produkte dieses Unternehmens dieser Zusammenhang nicht bewusst ist.
Wie erklärt sich dieses Paradox, dass man mit einer teilweise frei verfügbaren und offenen Lösung größeren wirtschaftlichen Erfolg hat, als mit einer vollkommen geschützten Eigenentwicklung? Eine Untersuchung zum Entwicklungsaufwand bei Open Source kam 2004 zu der Schätzung, dass für die Erstellung der Software für die Debian-Distribution des Open Source Betriebssystems Gnu/Linux, mit konventionellen Methoden etwa 26835 Mannjahre notwendig wären. Der Ansatz, diese vorhandenen Ressourcen zu nutzen und zu verbessern, kann offensichtlich die wirtschaftlichen Nachteile ausgleichen, die sich durch Freigabe eigener Entwicklungen ergeben. Die Ansicht, durch die Veröffentlichung eigener Entwicklungen als Open Source etwas zu verschenken, macht in der Industrie anscheinend langsam der Erkenntnis Platz, dass man hiermit einen Beitrag für die Ressourcen leistet, die man selber kostenlos nutzt.
Tags: Open Source, Open Source in Industrie
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